Besuch in Israel im März 2013

Ein Reisebericht von Monika Scheffe und Christoph Lewek

Regelmäßige Kontakte zwischen den Nachbarschaftshäusern in Berlin und den Community Center in Israel bestehen schon seit über einem Jahrzehnt. Immer wieder gab es Besuche, Fachaustausche, Konferenzen und gegenseitige Praktika. Von Berliner Seite wurden und werden diese vom Dachverband der Nachbarschaftshäuser, dem Verband für sozial-kulturelle Arbeit, sehr hilfreich gefördert und begleitet.

In diesem Rahmen gab es auch im März 2013 einen Besuch einer Berliner Gruppe (verstärkt mit einem Kollegen aus Rostock) nach Israel. Diese Reise hatte eine Besonderheit: Sie sollte auch die Städtepartnerschaft zwischen Ashkelon und Pankow vertiefen. Deswegen wurde dem Besuch von Ashkelon ein Tag vorbehalten und deswegen waren aus Pankow (dem Frei-Zeit-Haus in Weißensee) fünf Teilnehmer mit in der Gruppe. Außerdem nahm Frau Scheffe als Vertreterin des Freundeskreises an dem Austausch teil. Als Motto und fachliches Thema der Reise wählten wir »Mit Konflikten leben«.

Eigentlich sollte die Reise schon im November 2012 stattfinden. Dazu waren alle Vorbereitungen auf israelischer und deutscher Seite abgeschlossen, doch wenige Tage vor dem Reisetermin flogen Raketen nicht nur im Süden des Landes auf Be’er Schewa und Ashkelon, sondern bis auf Tel Aviv und Jerusalem. So musste der Besuch kurzfristig auf den März verschoben werden.

Dank der wunderbaren Organisation durch die »Israel Federation of Community Center« und ihrer Direktorin Etti Isler wurde diese gut gefüllte Besuchswoche vom 3. bis 10. März 2013 sehr intensiv, interessant und strotzte nur so von Höhepunkten.

Jerusalem, Tempelberg, Klagemauer, Felsendom
Altstadt von Jerusalem, Blick auf den Tempelberg mit Klagemauer und Felsendom

Wir besuchten verschiedene Community Center – u. a. in Ma’ale Adumim, in Be’er Schewa, in Tel Aviv, in Ashkelon und Jerusalem. Uns wurden Anliegen und fachliche Arbeitsabläufe und -inhalte der Einrichtungen und der verschiedenen Nachbarschaftsgruppen nahe gebracht. Wir trafen immer wieder haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Besucherinnen und Besucher der Center und erlebten eine große Offenheit von sehr liebevollen und liebenswerten Menschen, viel Interesse auch an unserem Leben und Arbeiten und an unseren Eindrücken, und wir erlebten vor allem auch eine sehr rührende und rührige Gastfreundschaft!

In besonderer Weise interessant war der Besuch eines Community Centers jenseits der Jerusalemer Mauer im arabischen Teil der Stadt. Er warf für viele von uns noch einmal ein neues, teilweise verwirrendes Licht auf den Konflikt, in den das Land und besonders diese Stadt verstrickt sind.

Erstaunlich, welch hohen Stellenwert die Community Center in Israel haben, und wie viele dieser gut besuchten Einrichtungen es gibt. Allein Ashkelon hat neun Center dieser Art, und jedes ist größer als z.B. die einzelnen vier Pankower Nachbarschaftshäuser, und wesentlich (!) besser ausgestattet. Wie unsere Nachbarschaftszentren sind auch die israelischen Community Center für alle Generationen da. Sie orientieren ihre Arbeit an den Bedarfslagen der Stadtteile, so dass jeweils für die Centren eigene Schwerpunkte entstanden sind. Jedoch gibt es in den israelischen Städten in der Regel keine zusätzlichen Senioren- und/oder Jugendeinrichtungen, es sei denn sie gehören zu einem Community Center. Außerdem sind die Community Center kommunale Einrichtungen, also der Stadtverwaltungen unterstellt, und nicht, wie meist in Berlin, selbstständigen Organisationen.

Besonders in Ashkelon erwartete uns ein sehr komplexes Programm. Wir wurden durch die sehr belebten Räume von drei Community Center geführt, besuchten u.a. einen Nachbarschaftsgarten, der von Migranten aus Äthiopien gepflegt wurde, eine Bibliothek für russische Literatur und fanden uns schließlich bei einer Jugendgruppe wieder, die über ihre Einsätze in den Bunkern während der jüngsten Raketenangriffe erzählte, in denen sie die Kinderbetreuung übernahm. Zwischendurch wurden wir in einen Kibbuz namens Gevar-Am nahe der Stadt gefahren. (Wenige Tage vorher hatte jemand aus unserer Gruppe sich enttäuscht gezeigt, dass ein Kibbuzbesuch im Programm nicht vorgesehen war. Davon hatte man in Ashkelon erfahren und ihn kurzfristig ermöglicht).

Der Tag wurde mit einem Abendessen gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt, Benny Vaknin, und einigen Mitarbeitern beschlossen. Am Rande des Essens gab es Gespräche besonders von Frau Scheffe mit dem Bürgermeister, mit Avner Maymon, mit Shimon Lewy sowie mit Dani Dorot als Übersetzer, in denen es um Ideen zum weiteren Austausch und zur Vertiefung der Städtepartnerschaft ging. Deutlich wurde von beiden Seiten der Wunsch nach Fortsetzung der Kontakte, auch wenn Ideen zu einer konkreten Umsetzung und der Finanzierung (noch) nicht zu greifen waren.