Eva Erben in Pankow

Eva Erben aus Ashkelon wurde 1930 im Sudetenland geboren. Sie überlebte Theresienstadt und Auschwitz-Birkenau und wanderte nach Israel aus. Ihre Erinnerungen wurden in dem Buch »Fluchten. Wie ein junges Mädchen den Holocaust überlebte« veröffentlicht.

Am 30. Januar 2014 besuchte Eva Erben Pankow und trug sich in das Goldene Buch ein.

Eva Erben im Goldenen Buch von Pankow, 2014
Eva Erben im Goldenen Buch von Pankow, 2014

Nachtrag vom 18. Februar 2014: Mehr über Eva Erben und ihr Buch schreibt Ingrid Müller-Mertens in ihrem Bericht über eine Lesung im Centrum Judaicum in der Berliner Umschau.

Trinationales ART CAMP 2014

Im Dezember 2013 gab es zur Vorbereitung des ART CAMP in der Jugendkunstschule Pankow ein erstes Treffen mit dem israelischen Künstler Lev Tochner aus Ashkelon. Herzlich begrüßt wurde er vom Bezirksbürgermeister von Pankow, Matthias Köhne, der Vorsitzenden des Freundeskreises Berlin Pankow-Ashkelon e.V., Ines Koenen, und der Leiterin der Jugendkunstschule Pankow, Ines Lekschas, sowie dem Vorsitzenden des Fördervereins der Jugendkunstschule Pankow, Christian Badel. Im September 2014 wird in der Jugendkunstschule Pankow ein ART CAMP stattfinden. 30 Jugendliche aus drei unterschiedlichen Ländern können sich in einer Woche begegnen und austauschen. Die Jugendlichen kommen aus Berlin-Pankow und aus den beiden Partnerstädten Ashkelon (Israel) und Kołobrzeg (Polen). Sie werden an verschiedenen Workshops unter Leitung von Künstlern aus Berlin, Ashkelon und Kołobrzeg teilnehmen. Zum »Fest an der Panke« im September 2014 werden die Ergebnisse der trinationalen Werkstattwoche dann in einem geeigneten Rahmen zu sehen sein.

Matthias Köhne, Bezirksbürgermeister von Pankow, Lev Tochner, Ashekolon, Initiator des Jugendkunstcamps, Ines Lekschas, Leiterin der Jugendkunstschule
Matthias Köhne, Bezirksbürgermeister von Pankow, Ines Lekschas, Leiterin der Jugendkunstschule, Lev Tochner, Ashekolon, Initiator des Jugendkunstcamps

Ashkelon 2013 – Israel-Reise des Bezirks Pankow

Ein Reisebericht von Fabian Weißbarth

Mit seinen 129.000 Einwohnern kann sich die Küstenstadt Ashkelon mittlerweile mit den ganz Großen in Israel messen lassen. Die Nähe zum von der Hamas regierten Gaza und dem wachsenden Raketenterror tuen dem Wachstum Ashkelons bislang keinen Abbruch. Im Gegenteil: In den letzten 10 Jahren zog es mehr als 40.000 Einwohner hierher. Am Mittelmeer gelegen, erfreut sich die Stadt gerade bei jungen Familien höchster Beliebtheit. Die Anzahl an jungen Paaren ist Israelweit hier am größten. Steigende Miet- und Eigentumspreise im Rest des Landes beschleunigen diese Entwicklung.

Von dem wachsenden Potential Ashkelons, konnten sich Anfang Mai eine Delegation des Pankower Bürgermeisters Matthias Köhne überzeugen lassen. Seit 1997 besteht zwischen Weißensee und Ashkelon eine offizielle Städtepartnerschaft, die noch immer Bestand hält. In den vergangenen Jahren hat es mehrfach Besuche gegeben. Vor zwei Jahren gründete sich der Freundeskreis Pankow-Ashkelon e.V., um die Städtepartnerschaft dauerhaft zu fördern. Erst im November vergangenen Jahres trafen sich Vertreter des Weißenseer Freizeithauses mit dem örtlichen Katznelson Community Center und konnten dabei auf frühere Kontakte aufbauen. Hatten es frühere Delegationsbesuche schwer, einen dauerhaften Austausch verschiedener Akteure zu ermöglichen, markiert die jüngste Delegationsreise nun hoffentlich einen Wendepunkt auf dem Weg zu einer tragfähigen und zukunftsfähigen Städtepartnerschaft. Insbesondere für den Bereich Jugend, Schule und Kunst erhoffen wir dabei Chancen und haben hierfür die Israelweit einmalige Jugendkunstschule und erneut das Katznelson Community Center besucht.


Neben Vertretern aller in der BVV vertretenden Fraktionen begleiteten uns auch Christian Badel von der Jugendkunstschule Pankow, der sich umgehend am ersten Tag unseres Besuchs über ein Gespräch mit Zipi Golan, der engagierten Direktorin dieser Ankunft-Modellschule, freuen konnte. Schüler im Alter von 6–18 Jahren lernen und arbeiten gemeinsam auf dem kleinen Campus in den Bereichen Kunst, Musik und Tanz. Das Gebäude wurde zum Teil von der bekannten israelischen Künstlerin Ilana Schofir, den früheren Ashkelon-Besuchern bekannt, mit Mosaiken gestaltet und bietet Raum für die verschiedenen Bedürfnisse der Kinder, die neben ihrer speziellen Arbeit an Skulpturen oder beim Ballett, wie die meisten israelischen Schüler auch, gleichsam für Mathematik und Hebräisch büffeln müssen.

Die Schüler kommen selbst aus den unterschiedlichsten Nachbarschaften der Stadt. Ein festgelegter Schlüssel sichert die soziale Durchmischung und soll zugleich sozialen Aufstieg ermöglichen. Absolventen der Schule schafften es in der Vergangenheit nach oben. Allein vier Alumni studieren an der Kunstschule Weißensee. Ein Lehrer der Schule pflegt selbst beste Kontakte nach Pankow und pendelt regelmäßig zwischen Ashkelon und Berlin.


Ashkelon ist zwar eine noch sehr junge Stadt, die noch im Aufbau scheint und noch lange nicht fertig ist. Doch ist die Stadt selbst 5.000 Jahre alt. Im Jahr 1300 wurde der Kern der früheren Küstenmetropole zerstört. Im selben Zeitraum übrigens wurde Pankow gegründet, die Stadturkunde weist das Jahr 1250 auf.

Vom Versuch der Stadtverwaltung, das historische Erbe zu wahren und für die Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, berichtete uns der Historiker Gad Sobol. Die Stadtverwaltung sieht hierin eine wesentliche Chance, Ashkelon für Touristen attraktiver zu machen. Die Baumaßnahmen am Mittelmeer-Strand zeugen von dieser Hoffnung. Das Klima ist mild, der Strand fast noch unberührt, der Yachthafen idyllisch. Doch wenige Wochen nach dem Ashkelon-Besuch wurde die Umgebung der Stadt mit vier Raketen aus dem benachbarten Gaza-Streifen beschossen.


Die Vertreter der Stadt und Bürgermeister Benny Vaknun empfingen die Delegation auch am Rande der »offiziellen« Programmpunkte mit besonderer Herzlichkeit. Der Pankower Bürgermeister lud seinen Ashkeloner Amtskollegen für das kommende Jahr zu einem Gegenbesuch nach Berlin ein, um das zwanzigjährige Bestehen der Städtepartnerschaft zu feiern.

Im Rathaus von Tel Aviv wurde die Pankower Delegation von Vize-Bürgermeister Asaf Zamir und von den Direktorinnen für Internationale Beziehungen sowie Bildung, Kultur und Sport empfangen. Wesentlicher Gesprächsinhalt war der Jugendaustausch zwischen Pankow und Tel Aviv. Dieser zählt sowohl in Deutschland als auch in Israel zu den kontinuierlichsten und erfolgreichsten seiner Art. Vertieft werden konnten die Kontakte zwischen den Basketball-Jugendabteilungen von Alba Berlin, die ihren Sitz im Jahnsportpark in Prenzlauer Berg hat, und von Maccabi Tel Aviv.

In Jerusalem besuchte die Pankower Delegation zunächst die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Anschließend traf sie Vertreter der Jerusalemer Stadtverwaltung und die Direktorin des Künstlerprojektes HomeBase, Anat Litwin, um sich über die nächsten Vorhaben von HomeBase zu informieren. HomeBase ist ein internationales Künstlerprojekt, das in New York gegründet wurde und seit 2010 seinen Sitz in Pankow hat.

Kunst-Projekte und Einrichtungen in Ashkelon und Jerusalem

Ein Reisebericht von Christian Badel

Besuch der Beit Tfiloh Arts school in Ashkelon, 6. Mai 2013

Am Montag besuchte unsere Delegation die Art School Beit Tfiloh in der Pertnerstadt Ashkelon. Die quirlige Schulleiterin begrüßte uns am streng bewachten Eingangstor der Schule, die von einem hohen Eisenzaun umgeben war. Lehrerin und Schulleiterin Sidoniya Tzipi Golan führte uns durch das weitläufige Schulgelände, das aus einzelnen pavillionähnlichen Gebäuden bestand, die durch ein Netz von Wegen und Pfaden miteinander verbunden waren. Zuerst besuchten wir eine Grundschulklasse mit Schulanfängern, die gerade Phantasietiere zeichneten. Im relativ engen Klassenraum unterrichtete eine ältere Lehrerin frontal die gesamte Klasse von etwa 40 Schülern. Als wir den winzigen Raum betraten, standen alle Schüler wie auf Kommando auf und sangen ein Lied für uns. Sie betrachteten uns neugierig und kicherten, als wir sie auf Deutsch begrüßten. Wir schauten uns die Zeichnungen der Kinder an und gingen dann weiter in benachbarte atelierartige Räume, in denen ältere Schüler an der Staffelei künstlerische Aufgaben bearbeiteten. In diesen großzügigeren, hellen Arbeitsräumen war Platz für ca. 10–12 Schüler. Der Maler und Kunstlehrer Lev Tochner unterbrach seinen Unterricht und erklärte uns seine Arbeit und die Aufgaben der Schüler. Er erwähnte außerdem, daß er auch regelmäßig in Berlin ist. Er zeigte sich interessiert an der Jugendkunstschule Pankow, nahm das Infomaterial entgegen und versprach, sich zu melden, um die Einrichtung zu besuchen.

Wir besichtigten später noch die Keramik-, Bildhauer- und Druckwerkstatt sowie das Mosaikatelier. Die Mosaikabteilung beeindruckte uns besonders, weil diese Technik heute selten vermittelt wird und eigentlich nur in Italien und Russland üblich ist.

Vermutlich wurde dieser Bereich durch die mittlerweile pensionierte Künstlerin Ilana Shafir, eine bekannte Mosaikkünstlerin aus Ashkelon, die viele Jahre als Kunstlehrerin dort arbeitete, eingeführt. Viele Mosaikarbeiten aus ihrem Unterricht zieren die Außenfassaden der verschiedenen Unterrichtspavillions. Die mittlerweile sehr betagte Ilana Shafir ist der Einrichtung immer noch sehr verbunden. Sie stellt heute weltweit ihre Mosaikbilder aus und war z.B. in den letzten Jahren beim International Mosaic Festival in Ravenna in Italien vertreten.

Nach einem kleinen Snack in der Schulbibliotek, die in einem zentral gelegenen Pavillion untergebracht war, waren wir Zuschauer einer beeindruckenden Probe der Spezialklasse für modernes Ballet im Tanzsaal. Die Tanzdozentin ließ ihre Schüler für uns eine Choreografie vorführen, die sie gerade einstudierten. Zum Abschluss wurde extra für uns in einer Art Aulagebäude mit großer Bühne von ca. 60 jüngeren Schülern ein Flötenkonzert vorgetragen.

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Seit acht Jahren besteht bereits eine Partnerschaft zu einer jüdischen Schule mit künstlerischer Ausrichtung in Baltimore. Einem Austausch mit der Jugendkunstschule Pankow steht die Schulleiterin prinzipiell interessiert gegenüber und nimmt die Unterlagen dankend entgegen.

Weiter ging es nach diesem Programmpunkt mit einem Shuttlebus durch Ashkelon zum südlich der Stadt gelegenen Archeologiepark, der die Anfänge der Siedlungsgeschichte dokumentiert.

Nebenbei: Natürlich gab es wie an allen anderen Schulen und öffentlichen Einrichtungen Ashkelons einen Luftschutzkeller auf dem Gelände. Die Schutzbunker müssen in wenigen Minuten bei Raketenalarm von allen erreicht werden können. Das wird regelmäßig geübt. Zusammen mit den Raketenabwehrstationen, die rund um Ashkelon aufgebaut sind, garantiert dieses, dass es auch bei massiven Luftangriffen aus dem Gaza wie im Jahr 2012 keine Verletzten und Toten gibt.

 

Besuch von HomeBase VI in Jerusalem mit Gründerin Anat Litwin, 9. Mai 2013

Wir trafen uns nach dem Besuch der Holocaustgedenkstätte im Zentrum von Jerusalem mit der Künstlerin Anat Litwin und einem der Kunstfestivalbetreiber. Immer im Sommer findet seit vier Jahren mitten in den quirligen Einkaufspassagen und Gassen ein großes Kunstfestival mit Musikern, bildenden Künstlern und Kunsthandwerkern statt, das sehr gut besucht wird. Ganz bewusst werden dabei die bestehenden Händler und Gewerbetreibenden mit temporären Kunstprojekten, Installationen und Ausstelllungen umgeben. Einer der Organisatoren berichtet beim Essen im »besten Straßenrestaurant« Jerusalems von seinen Erfahrungen und den Anfängen dieses Festivals.

Anschließend ging es mit Taxis, die Anat spontan von der Strasse winkte, im Konvoi zur etwas außerhalb gelegenen Baustellle des Projektes HomeBase VI in Jerusalem. Dort trafen wir Vertreter der Stadtverwaltung und der Bauleitung. Gemeinsam mit Anat Litwin führten sie uns durch das im Bau befindliche Gelände. Derzeit wird dort mit HomeBase VI ein internationales Künstlerprojekt installiert. Es ist als temporäre Zwischennutzung des Gebäudes bis zur vollständigen Nutzungsübergabe und als Innovationsschub gedacht.

Noch eine Baustelle: HomeBase IV in Jerusalem
Noch eine Baustelle: HomeBase IV in Jerusalem

Das historische Hansen Hospital wurde ursprünglich im Jahre 1887 für christliche, muslimische und jüdische Patienten mit Lepra erbaut. Das sehr geräumige zweistöckige Gebäude mit seinem zentralen Innenhof und dem überdachten Wandelgang sowie den Kellergewölben und dem großzügigen Gartengrundstück soll in Zukunft ein Ort der Kunst und Kunstaustausch für ganz Jerusalem werden. Es soll als Design-, Technologie- und Media-Center der bekannten Bezalel Academy umgebaut werden und ein Ort für Ausstellungen und künstlerischen Austausch werden.

Zur Zeit sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Behutsam werden baulich die Vorraussetzungen für die neue Nutzung geschaffen und dabei der Charakter des Gebäudes weitestgehend beibehalten. Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der Bauleiter sowie die Künstlerin und Direktorin Ana Litwin führten uns durch das gesamte Gebäude und informierten uns über den aktuellen Stand der Sanierungs- und Umbauarbeiten sowie die geplante Nutzung. Initiiert und gegründet wurde HomeBase erstmalig durch amerikanisch-israelische Künstlerin und Kuratorin Anat Litwin in New York City im Jahr 2006 als Basis-Initiative. Seitdem wurden von HomeBase weltweit sechs Projekte eingerichtet. Sie liegen sowohl in der Umgebung von NYC als auch, seit 2010, in einer ehemaligen Brauerei in Pankow, Berlin (homebaseproject.org). Für den kommenden Sommer ist ein gemeinsames Projekt von HomeBase New York, HomeBase V Berlin-Pankow und HomeBase Jerusalem geplant. Für das Projekt HomeBase VI Jerusalem arbeitet das HomeBase-Team mit der Organisation Schir, einer Austauschorganisation für Künstler, zusammen.

Zusätzlich zum Gebäude im ehemaligen Hansen Hospital erhält das Team von Homebase eine großzügige moderne Loftetage in der Innenstadt, die gerade modernisiert wird und zukünftige mehrere Büros sowie einen Galerieraum beherbergen soll. Von hier aus sollen dann später auch alle HomeBase-Sationen weltweit koordiniert und präsentiert werden.

 

Eine ungewöhnliche Stadtführung durch Tel Aviv bei Nacht

Die »Florentin MitnightTour« wird regelmäßig jeden Abend in Tel Aviv angeboten. Treffpunkt ist ein Kiosk am zentralen Rottschildboulevard. Dort sammeln sich kurz vor der verabredeten Zeit Neugier Hauptstadtbesucher, allesamt Touristen wie wir. Ein großer, agiler Mann mit Jeans, weißem T-Shirt und imposanter Glatze stieg pünktlich 22 Uhr auf einen der Staßenpoller und versammelte die wartende Menge im Kreis um sich herum, indem er lautstark in englischer Sprache und wilder Gestik dazu aufforderte.

Stadtführung in Tel Aviv

Der etwas hemdsärmelige selbsternannte Stadtführer wird mit seinen Touren über das Touristikprogramm von Tel Aviv angezeigt. Die Touren sind im Prinzip kostenlos. Jeder kann aber am Ende der Führung zahlen, was es ihm wert ist oder in einem der Lokale und Läden, die er auf der Route vorstellt, einkehren. Er spricht nach eigener Aussage mittlerweile sieben Sprachen. Am meisten liebt das aber das Hebräische, weil manchmal ein Wort all das ausdrückt, wofür z.B. das Englische sogar mehere Sätze brauche – und weil es nun einmal seine Identität ausmache. Dabei galt Hebräisch lange Zeit als tote Sprache. Die recht willkürliche Auswahl von Orten und Plätzen gibt aber einen guten Einblick in die rasante Gschichte der Stadtentwicklung und die alternative Kulturszene. Diese Stadtführung ist sehr lebendig, weil der sympathische Mann jeden und alles zu kennen scheint. Er grüßt ununterbrochen und schüttelt Hände oder verteilt Almosen an Bedürftige.

Ein besonderes Augenmerk hat er auf die Street-Art-Malereien. Immer wieder weisst er darauf hin, nennt die Namen der Künstler und machmal erzählt er auch kleine Anektoden dazu. Neben aller Symphatie und guter Laune, die er verbreitet, weißt er aber auch immer wieder deutlich auf die die Probleme der Gentrifizierung in Tel Aviv hin, die für viele seiner Künstlerfreunde eine existenzielle Bedrohung darstellen.

Besuch in Israel im März 2013

Ein Reisebericht von Monika Scheffe und Christoph Lewek

Regelmäßige Kontakte zwischen den Nachbarschaftshäusern in Berlin und den Community Center in Israel bestehen schon seit über einem Jahrzehnt. Immer wieder gab es Besuche, Fachaustausche, Konferenzen und gegenseitige Praktika. Von Berliner Seite wurden und werden diese vom Dachverband der Nachbarschaftshäuser, dem Verband für sozial-kulturelle Arbeit, sehr hilfreich gefördert und begleitet.

In diesem Rahmen gab es auch im März 2013 einen Besuch einer Berliner Gruppe (verstärkt mit einem Kollegen aus Rostock) nach Israel. Diese Reise hatte eine Besonderheit: Sie sollte auch die Städtepartnerschaft zwischen Ashkelon und Pankow vertiefen. Deswegen wurde dem Besuch von Ashkelon ein Tag vorbehalten und deswegen waren aus Pankow (dem Frei-Zeit-Haus in Weißensee) fünf Teilnehmer mit in der Gruppe. Außerdem nahm Frau Scheffe als Vertreterin des Freundeskreises an dem Austausch teil. Als Motto und fachliches Thema der Reise wählten wir »Mit Konflikten leben«.

Eigentlich sollte die Reise schon im November 2012 stattfinden. Dazu waren alle Vorbereitungen auf israelischer und deutscher Seite abgeschlossen, doch wenige Tage vor dem Reisetermin flogen Raketen nicht nur im Süden des Landes auf Be’er Schewa und Ashkelon, sondern bis auf Tel Aviv und Jerusalem. So musste der Besuch kurzfristig auf den März verschoben werden.

Dank der wunderbaren Organisation durch die »Israel Federation of Community Center« und ihrer Direktorin Etti Isler wurde diese gut gefüllte Besuchswoche vom 3. bis 10. März 2013 sehr intensiv, interessant und strotzte nur so von Höhepunkten.

Jerusalem, Tempelberg, Klagemauer, Felsendom
Altstadt von Jerusalem, Blick auf den Tempelberg mit Klagemauer und Felsendom

Wir besuchten verschiedene Community Center – u. a. in Ma’ale Adumim, in Be’er Schewa, in Tel Aviv, in Ashkelon und Jerusalem. Uns wurden Anliegen und fachliche Arbeitsabläufe und -inhalte der Einrichtungen und der verschiedenen Nachbarschaftsgruppen nahe gebracht. Wir trafen immer wieder haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Besucherinnen und Besucher der Center und erlebten eine große Offenheit von sehr liebevollen und liebenswerten Menschen, viel Interesse auch an unserem Leben und Arbeiten und an unseren Eindrücken, und wir erlebten vor allem auch eine sehr rührende und rührige Gastfreundschaft!

In besonderer Weise interessant war der Besuch eines Community Centers jenseits der Jerusalemer Mauer im arabischen Teil der Stadt. Er warf für viele von uns noch einmal ein neues, teilweise verwirrendes Licht auf den Konflikt, in den das Land und besonders diese Stadt verstrickt sind.

Erstaunlich, welch hohen Stellenwert die Community Center in Israel haben, und wie viele dieser gut besuchten Einrichtungen es gibt. Allein Ashkelon hat neun Center dieser Art, und jedes ist größer als z.B. die einzelnen vier Pankower Nachbarschaftshäuser, und wesentlich (!) besser ausgestattet. Wie unsere Nachbarschaftszentren sind auch die israelischen Community Center für alle Generationen da. Sie orientieren ihre Arbeit an den Bedarfslagen der Stadtteile, so dass jeweils für die Centren eigene Schwerpunkte entstanden sind. Jedoch gibt es in den israelischen Städten in der Regel keine zusätzlichen Senioren- und/oder Jugendeinrichtungen, es sei denn sie gehören zu einem Community Center. Außerdem sind die Community Center kommunale Einrichtungen, also der Stadtverwaltungen unterstellt, und nicht, wie meist in Berlin, selbstständigen Organisationen.

Besonders in Ashkelon erwartete uns ein sehr komplexes Programm. Wir wurden durch die sehr belebten Räume von drei Community Center geführt, besuchten u.a. einen Nachbarschaftsgarten, der von Migranten aus Äthiopien gepflegt wurde, eine Bibliothek für russische Literatur und fanden uns schließlich bei einer Jugendgruppe wieder, die über ihre Einsätze in den Bunkern während der jüngsten Raketenangriffe erzählte, in denen sie die Kinderbetreuung übernahm. Zwischendurch wurden wir in einen Kibbuz namens Gevar-Am nahe der Stadt gefahren. (Wenige Tage vorher hatte jemand aus unserer Gruppe sich enttäuscht gezeigt, dass ein Kibbuzbesuch im Programm nicht vorgesehen war. Davon hatte man in Ashkelon erfahren und ihn kurzfristig ermöglicht).

Der Tag wurde mit einem Abendessen gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt, Benny Vaknin, und einigen Mitarbeitern beschlossen. Am Rande des Essens gab es Gespräche besonders von Frau Scheffe mit dem Bürgermeister, mit Avner Maymon, mit Shimon Lewy sowie mit Dani Dorot als Übersetzer, in denen es um Ideen zum weiteren Austausch und zur Vertiefung der Städtepartnerschaft ging. Deutlich wurde von beiden Seiten der Wunsch nach Fortsetzung der Kontakte, auch wenn Ideen zu einer konkreten Umsetzung und der Finanzierung (noch) nicht zu greifen waren.