Archiv der Kategorie: Städtepartnerschaft

Über die Städtepartnerschaft Berlin Pankow–Ashkelon

Veranstaltungen zum 20-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft

Zum 20-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Ashkelon–Pankow im September 2014 erwarten wir zwei Delegationen aus Israel.

Den Beginn macht eine sechsköpfige Delegation von Vertreter/innen der Stadt und der Stadtverwaltung aus Asheklon, die vom 7.–11. September in Berlin sein wird. Folgende Veranstaltungen haben wir geplant:

Montag, 08.09.2014, 10:30 Uhr
Besuch der Reichstagskuppel

Mittwoch, 10.09.2014, 10:00–13:00 Uhr
Stadtspaziergang durch das Jüdische Pankow

Anschließend wird eine Delegation der Ashkeloner Nachbarschaftshäuser in Berlin sein. Wir planen gemeinsam mit unseren Gästen diese Veranstaltungen:

Samstag 13.09.2014, 19:30 Uhr
Filmvorführung »Im Himmel unter der Erde« über den Jüdischen Friedhof Weißensee – mit anschließender Diskussion mit den israelischen Gästen und der Regisseurin Britta Wauer.
Jugendkunstschule, Neue Schönholzer Str. 10

Sonntag 14.09.2014, 10:00–13:00 Uhr
Führung über den Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee mit Reinhard Männe, 2. Vorsitzender des Fördervereins Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee Berlin; mit Übersetzung ins Hebräische.
Treffpunkt: 09:45 Uhr am Eingang Herbert-Baum-Straße
Für unsere Gäste und die Vereinsmitglieder wird es anschließend ein gemeinsames Essen im Restaurant Sarkes/Gürtelstrasse geben.

Beide Veranstaltungen sind öffentlich und interessierte PankowerInnen sind herzlich eingeladen.

Auskunft zum weiteren Besuchsprogramm der zweiten Ashekloner Delegation erteilt Christoph Lewek (lewek@sozkult.de).

Und schließlich in eigener Sache:

Samstag 13.09.2014, 13:00–18:00 Uhr
Der Freundeskreis Berlin Pankow–Ashkelon e.V. stellt sich auf dem »Fest an der Panke« in der Alten Mälzerei vor.

(Dieser Artikel wurde am 24. August 2014 aktualisiert.)

Ashkelon 2013 – Israel-Reise des Bezirks Pankow

Ein Reisebericht von Fabian Weißbarth

Mit seinen 129.000 Einwohnern kann sich die Küstenstadt Ashkelon mittlerweile mit den ganz Großen in Israel messen lassen. Die Nähe zum von der Hamas regierten Gaza und dem wachsenden Raketenterror tuen dem Wachstum Ashkelons bislang keinen Abbruch. Im Gegenteil: In den letzten 10 Jahren zog es mehr als 40.000 Einwohner hierher. Am Mittelmeer gelegen, erfreut sich die Stadt gerade bei jungen Familien höchster Beliebtheit. Die Anzahl an jungen Paaren ist Israelweit hier am größten. Steigende Miet- und Eigentumspreise im Rest des Landes beschleunigen diese Entwicklung.

Von dem wachsenden Potential Ashkelons, konnten sich Anfang Mai eine Delegation des Pankower Bürgermeisters Matthias Köhne überzeugen lassen. Seit 1997 besteht zwischen Weißensee und Ashkelon eine offizielle Städtepartnerschaft, die noch immer Bestand hält. In den vergangenen Jahren hat es mehrfach Besuche gegeben. Vor zwei Jahren gründete sich der Freundeskreis Pankow-Ashkelon e.V., um die Städtepartnerschaft dauerhaft zu fördern. Erst im November vergangenen Jahres trafen sich Vertreter des Weißenseer Freizeithauses mit dem örtlichen Katznelson Community Center und konnten dabei auf frühere Kontakte aufbauen. Hatten es frühere Delegationsbesuche schwer, einen dauerhaften Austausch verschiedener Akteure zu ermöglichen, markiert die jüngste Delegationsreise nun hoffentlich einen Wendepunkt auf dem Weg zu einer tragfähigen und zukunftsfähigen Städtepartnerschaft. Insbesondere für den Bereich Jugend, Schule und Kunst erhoffen wir dabei Chancen und haben hierfür die Israelweit einmalige Jugendkunstschule und erneut das Katznelson Community Center besucht.


Neben Vertretern aller in der BVV vertretenden Fraktionen begleiteten uns auch Christian Badel von der Jugendkunstschule Pankow, der sich umgehend am ersten Tag unseres Besuchs über ein Gespräch mit Zipi Golan, der engagierten Direktorin dieser Ankunft-Modellschule, freuen konnte. Schüler im Alter von 6–18 Jahren lernen und arbeiten gemeinsam auf dem kleinen Campus in den Bereichen Kunst, Musik und Tanz. Das Gebäude wurde zum Teil von der bekannten israelischen Künstlerin Ilana Schofir, den früheren Ashkelon-Besuchern bekannt, mit Mosaiken gestaltet und bietet Raum für die verschiedenen Bedürfnisse der Kinder, die neben ihrer speziellen Arbeit an Skulpturen oder beim Ballett, wie die meisten israelischen Schüler auch, gleichsam für Mathematik und Hebräisch büffeln müssen.

Die Schüler kommen selbst aus den unterschiedlichsten Nachbarschaften der Stadt. Ein festgelegter Schlüssel sichert die soziale Durchmischung und soll zugleich sozialen Aufstieg ermöglichen. Absolventen der Schule schafften es in der Vergangenheit nach oben. Allein vier Alumni studieren an der Kunstschule Weißensee. Ein Lehrer der Schule pflegt selbst beste Kontakte nach Pankow und pendelt regelmäßig zwischen Ashkelon und Berlin.


Ashkelon ist zwar eine noch sehr junge Stadt, die noch im Aufbau scheint und noch lange nicht fertig ist. Doch ist die Stadt selbst 5.000 Jahre alt. Im Jahr 1300 wurde der Kern der früheren Küstenmetropole zerstört. Im selben Zeitraum übrigens wurde Pankow gegründet, die Stadturkunde weist das Jahr 1250 auf.

Vom Versuch der Stadtverwaltung, das historische Erbe zu wahren und für die Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, berichtete uns der Historiker Gad Sobol. Die Stadtverwaltung sieht hierin eine wesentliche Chance, Ashkelon für Touristen attraktiver zu machen. Die Baumaßnahmen am Mittelmeer-Strand zeugen von dieser Hoffnung. Das Klima ist mild, der Strand fast noch unberührt, der Yachthafen idyllisch. Doch wenige Wochen nach dem Ashkelon-Besuch wurde die Umgebung der Stadt mit vier Raketen aus dem benachbarten Gaza-Streifen beschossen.


Die Vertreter der Stadt und Bürgermeister Benny Vaknun empfingen die Delegation auch am Rande der »offiziellen« Programmpunkte mit besonderer Herzlichkeit. Der Pankower Bürgermeister lud seinen Ashkeloner Amtskollegen für das kommende Jahr zu einem Gegenbesuch nach Berlin ein, um das zwanzigjährige Bestehen der Städtepartnerschaft zu feiern.

Im Rathaus von Tel Aviv wurde die Pankower Delegation von Vize-Bürgermeister Asaf Zamir und von den Direktorinnen für Internationale Beziehungen sowie Bildung, Kultur und Sport empfangen. Wesentlicher Gesprächsinhalt war der Jugendaustausch zwischen Pankow und Tel Aviv. Dieser zählt sowohl in Deutschland als auch in Israel zu den kontinuierlichsten und erfolgreichsten seiner Art. Vertieft werden konnten die Kontakte zwischen den Basketball-Jugendabteilungen von Alba Berlin, die ihren Sitz im Jahnsportpark in Prenzlauer Berg hat, und von Maccabi Tel Aviv.

In Jerusalem besuchte die Pankower Delegation zunächst die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Anschließend traf sie Vertreter der Jerusalemer Stadtverwaltung und die Direktorin des Künstlerprojektes HomeBase, Anat Litwin, um sich über die nächsten Vorhaben von HomeBase zu informieren. HomeBase ist ein internationales Künstlerprojekt, das in New York gegründet wurde und seit 2010 seinen Sitz in Pankow hat.

Besuch in Israel im März 2013

Ein Reisebericht von Monika Scheffe und Christoph Lewek

Regelmäßige Kontakte zwischen den Nachbarschaftshäusern in Berlin und den Community Center in Israel bestehen schon seit über einem Jahrzehnt. Immer wieder gab es Besuche, Fachaustausche, Konferenzen und gegenseitige Praktika. Von Berliner Seite wurden und werden diese vom Dachverband der Nachbarschaftshäuser, dem Verband für sozial-kulturelle Arbeit, sehr hilfreich gefördert und begleitet.

In diesem Rahmen gab es auch im März 2013 einen Besuch einer Berliner Gruppe (verstärkt mit einem Kollegen aus Rostock) nach Israel. Diese Reise hatte eine Besonderheit: Sie sollte auch die Städtepartnerschaft zwischen Ashkelon und Pankow vertiefen. Deswegen wurde dem Besuch von Ashkelon ein Tag vorbehalten und deswegen waren aus Pankow (dem Frei-Zeit-Haus in Weißensee) fünf Teilnehmer mit in der Gruppe. Außerdem nahm Frau Scheffe als Vertreterin des Freundeskreises an dem Austausch teil. Als Motto und fachliches Thema der Reise wählten wir »Mit Konflikten leben«.

Eigentlich sollte die Reise schon im November 2012 stattfinden. Dazu waren alle Vorbereitungen auf israelischer und deutscher Seite abgeschlossen, doch wenige Tage vor dem Reisetermin flogen Raketen nicht nur im Süden des Landes auf Be’er Schewa und Ashkelon, sondern bis auf Tel Aviv und Jerusalem. So musste der Besuch kurzfristig auf den März verschoben werden.

Dank der wunderbaren Organisation durch die »Israel Federation of Community Center« und ihrer Direktorin Etti Isler wurde diese gut gefüllte Besuchswoche vom 3. bis 10. März 2013 sehr intensiv, interessant und strotzte nur so von Höhepunkten.

Jerusalem, Tempelberg, Klagemauer, Felsendom
Altstadt von Jerusalem, Blick auf den Tempelberg mit Klagemauer und Felsendom

Wir besuchten verschiedene Community Center – u. a. in Ma’ale Adumim, in Be’er Schewa, in Tel Aviv, in Ashkelon und Jerusalem. Uns wurden Anliegen und fachliche Arbeitsabläufe und -inhalte der Einrichtungen und der verschiedenen Nachbarschaftsgruppen nahe gebracht. Wir trafen immer wieder haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Besucherinnen und Besucher der Center und erlebten eine große Offenheit von sehr liebevollen und liebenswerten Menschen, viel Interesse auch an unserem Leben und Arbeiten und an unseren Eindrücken, und wir erlebten vor allem auch eine sehr rührende und rührige Gastfreundschaft!

In besonderer Weise interessant war der Besuch eines Community Centers jenseits der Jerusalemer Mauer im arabischen Teil der Stadt. Er warf für viele von uns noch einmal ein neues, teilweise verwirrendes Licht auf den Konflikt, in den das Land und besonders diese Stadt verstrickt sind.

Erstaunlich, welch hohen Stellenwert die Community Center in Israel haben, und wie viele dieser gut besuchten Einrichtungen es gibt. Allein Ashkelon hat neun Center dieser Art, und jedes ist größer als z.B. die einzelnen vier Pankower Nachbarschaftshäuser, und wesentlich (!) besser ausgestattet. Wie unsere Nachbarschaftszentren sind auch die israelischen Community Center für alle Generationen da. Sie orientieren ihre Arbeit an den Bedarfslagen der Stadtteile, so dass jeweils für die Centren eigene Schwerpunkte entstanden sind. Jedoch gibt es in den israelischen Städten in der Regel keine zusätzlichen Senioren- und/oder Jugendeinrichtungen, es sei denn sie gehören zu einem Community Center. Außerdem sind die Community Center kommunale Einrichtungen, also der Stadtverwaltungen unterstellt, und nicht, wie meist in Berlin, selbstständigen Organisationen.

Besonders in Ashkelon erwartete uns ein sehr komplexes Programm. Wir wurden durch die sehr belebten Räume von drei Community Center geführt, besuchten u.a. einen Nachbarschaftsgarten, der von Migranten aus Äthiopien gepflegt wurde, eine Bibliothek für russische Literatur und fanden uns schließlich bei einer Jugendgruppe wieder, die über ihre Einsätze in den Bunkern während der jüngsten Raketenangriffe erzählte, in denen sie die Kinderbetreuung übernahm. Zwischendurch wurden wir in einen Kibbuz namens Gevar-Am nahe der Stadt gefahren. (Wenige Tage vorher hatte jemand aus unserer Gruppe sich enttäuscht gezeigt, dass ein Kibbuzbesuch im Programm nicht vorgesehen war. Davon hatte man in Ashkelon erfahren und ihn kurzfristig ermöglicht).

Der Tag wurde mit einem Abendessen gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt, Benny Vaknin, und einigen Mitarbeitern beschlossen. Am Rande des Essens gab es Gespräche besonders von Frau Scheffe mit dem Bürgermeister, mit Avner Maymon, mit Shimon Lewy sowie mit Dani Dorot als Übersetzer, in denen es um Ideen zum weiteren Austausch und zur Vertiefung der Städtepartnerschaft ging. Deutlich wurde von beiden Seiten der Wunsch nach Fortsetzung der Kontakte, auch wenn Ideen zu einer konkreten Umsetzung und der Finanzierung (noch) nicht zu greifen waren.